Sir Michael Gambon im September 2018 bei der Weltpremiere von «King of Thieves» im Vue West End in London. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Ian West/PA Wire/dpa)

Der Tod von Professor Dumbledore im sechsten Band der «Harry Potter»-Reihe dürfte sich für viele Fans beim Lesen schmerzhaft angefühlt haben. Nun ist Sir Michael Gambon, der Schauspieler, der den sanftmütigen wie weisen Leiter der Zauberschule Hogwarts in den meisten Filmen spielte, gestorben.

Die Rolle des Albus Dumbledore war in den ersten beiden Filmen von Richard Harris verkörpert worden. Nach Harris‘ Tod im Jahre 2002 hatte Gambon den wichtigen Part übernommen. Die Filme beruhen auf den Büchern von Autorin J.K. Rowling, die darin von einer magischen Welt erzählt. Die Figur Dumbledore nimmt darin den jungen Magier Harry Potter unter ihre Fittiche, nachdem dessen Eltern im Kampf gegen den bösen Lord Voldemort ums Leben gekommen sind.

«Wir sind zutiefst betrübt, den Tod von Sir Michael Gambon bekanntzugeben», teilte seine Familie der britischen Nachrichtenagentur PA mit. Gambon sei friedlich im Krankenhaus mit seiner Frau Anne und Sohn Fergus an seiner Seite nach einer Lungenentzündung gestorben.

Rowling würdigte Gambon in einem Post auf X (vormals Twitter) als «wunderbaren Mann» und «überragenden Schauspieler». Sie habe «absolut geliebt, mit ihm zu arbeiten», fügte sie hinzu. Der Schauspieler Rupert Grint, der in den Potter-Filmen den besten Freund Harrys, Ron Weasley, spielte, bezeichnete Gambon als «persönliches Vorbild». Irlands Präsident Michael D. Higgins sprach von «einem der besten Schauspieler seiner Generation».

Ritterschlag von Queen Elizabeth II.

Der irisch-britische Schauspieler Gambon spielte in mehreren Filmen und etwa auch in den Serien «Maigret» und «The Singing Detective» mit. Gambon war zunächst aber vor allem als Theaterschauspieler erfolgreich. Er war auf den großen Bühnen in Großbritannien, aber auch in den USA zu sehen – oft in Shakespeare-Inszenierungen.

Für seine Rolle im Stück «Skylight» von David Hare am Broadway wurde er in den 90er-Jahren sogar für einen Tony nominiert, den wichtigsten Preis des amerikanischen Theaters. Zu seinen liebsten Rollen gehörte die des Galileo in Brechts «Leben des Galilei», für die er 1980 im National Theatre in London auf der Bühne stand. Von Queen Elizabeth II. erhielt er den Ritterschlag für seine Verdienste um das Theater und durfte sich fortan Sir Michael nennen.

Gambon gab nur selten Interviews und hütete sein Privatleben sehr sorgsam. Das, was er zu sagen hatte, komme am besten rüber, wenn er auf der Bühne stehe, sagte er dem «Observer» einmal.

«Ich habe immer versucht, ein Schauspieler zu sein, der einfach sein Ding macht und versucht, die Klappe zu halten, mich um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern», sagte er damals. Dass andere Leute mehr über ihn erfahren wollten, konnte er nicht verstehen. Die Aura des Geheimnisvollen trug zu seinem Ruf bei, mit einem außerordentlichen natürlichen Talent ausgestattet zu sein.

Ausbildung zum Werkzeugmacher

Eine klassische Schauspielausbildung erhielt Gambon dem «Guardian» zufolge nie, stattdessen sammelte er Erfahrungen in Amateurproduktionen. 1940 in Dublin geboren, zog er später mit der Mutter nach London, wo sein Vater während des Zweiten Weltkriegs arbeitete.

Die Schule verließ er bereits mit 15 Jahren und machte eine Ausbildung zum Werkzeugmacher. Die Liebe zu mechanischen Dingen behielt er zeitlebens bei. Laut «Observer» hatte er eine Sammlung von 800 historischen Feuerwaffen. Auch Autos und Uhren galt seine Sammelleidenschaft.

Als Albus Dumbledore stand er erstmals für «Harry Potter und der Gefangene von Askaban» vor der Kamera. Fünf weitere Filme sollten folgen. Trotz seines Filmtods in «Harry Potter und der Halbblutprinz» kehrte er in den letzten beiden Folgen der Reihe als geisterhafte Erscheinung zurück.

Seit knapp zehn Jahren zog sich Gambon immer mehr zurück aus der Schauspielerei. Das Gedächtnis mache nicht mehr mit, gestand er 2014. Zu seinem Tod erinnerten Kolleginnen und Kollegen an ihn. «Ein großartiger Schauspieler», hieß es etwa auf der Facebookseite von Joan Collins – «und sehr lustig».

Von Christoph Meyer und Julia Kilian, dpa