Terézia Moras neuer Roman «Muna oder Die Hälfte des Lebens» erscheint Ende August. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Frank Rumpenhorst/dpa)

In seinem ersten Roman seit sechs Jahren schreibt Daniel Kehlmann über einen Regisseur der Weimarer Republik. Juli Zeh setzt sich in einem Kinderbuch mit Gerechtigkeit auseinander. Und das literarische Debüt von Annie Ernaux kommt nach 49 Jahren endlich auf Deutsch heraus. Über diese und andere Literatur-Neuerscheinungen im zweiten Halbjahr.

Daniel Kehlmann schreibt über Georg Wilhelm Pabst

2005 wurde sein Roman «Die Vermessung der Welt» ein riesiger Erfolg, der millionenfach verkauft wurde. Darin erzählt Daniel Kehlmann vom Leben des Mathematikers Carl Friedrich Gauß und des Naturforschers Alexander von Humboldt. Seitdem hat der 48-Jährige drei Romane, mehrere Erzählungen und weitere Werke veröffentlicht. «Tyll», sein letzter Bestseller-Roman, erschien 2017. In «Lichtspiel» widmet sich der in Berlin lebende Autor nun wieder einer historischen Figur. Er erzählt vom Leben des Regisseurs Georg Wilhelm Pabst (1885-1967), einem der großen Filmemacher der Weimarer Republik, der später nicht mehr an seine frühen Erfolge anknüpfen konnte. Zur Zeit der Machtergreifung der Nationalsozialisten gerät sein Leben aus den Fugen.

Daniel Kehlmanns neuer Roman «Lichtspiel» soll Mitte Oktober erscheinen.

Terézia Mora über eine toxische Beziehung

Die aus Ungarn stammende Terézia Mora hat schon fast alle großen deutschsprachigen Literaturauszeichnungen gewonnen – darunter den Büchner-, den Ingeborg-Bachmann- und den Deutschen Buchpreis. Nun veröffentlicht die 52-Jährige ihren ersten Roman seit 2019. «Muna oder Die Hälfte des Lebens» erzählt von einer komplizierten Liebesgeschichte, die von Abhängigkeiten und Formen der Gewalt geprägt ist. Im Fokus steht Muna, die als Schülerin Magnus kennenlernt, Französischlehrer und Fotograf. Sie verbringt eine Nacht mit ihm, doch mit dem Mauerfall verschwindet er. Jahre später begegnen sich die beiden wieder und werden ein Paar.

Dass Schauspielerinnen und Schauspieler Bücher schreiben, kommt immer häufiger vor. In diesem Herbst debütiert Oliver Masucci («Schachnovelle», «Dark») als Autor. Mit «Traumtänzer» hat der 54-Jährige seine Autobiografie geschrieben, wie der Bastei Lübbe Verlag informiert. Masucci erzähle «vom Aufwachsen eines Gastarbeiterkindes im Bonn der Sechzigerjahre, von der Liebe zum Film und Theater und vom Wunsch nach dem Gesehenwerden».

Peter Handke und Annie Ernaux

Mit «Die leeren Schränke» erscheint Ende September das Debüt der französischen Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux erstmals auf Deutsch. Im Original wurde der Roman bereits 1974 veröffentlicht («Les Armoires vides»). Wie in den Werken der 82-Jährigen üblich, ist das Buch autobiografisch geprägt. Es erzählt von einer aus dem Arbeitermilieu stammenden jungen Studentin, die eine Abtreibung erlebt und über ihre Kindheit und Jugend nachdenkt.

Der österreichische Literaturnobelpreisträger Peter Handke erzählt in «Die Ballade des letzten Gastes» von einer Heimkehr. Es geht um den Protagonisten Gregor, der einen langen Weg zurücklegt und sich dabei erinnert. Als er «von einem anderen Erdteil» zu seiner Familie zurückkehrt, findet er vieles anders vor, als er es in Erinnerung hatte. «Auf seinem Weg zurück zur Familie, durch einstmals bekannte Landschaften hält der Erzähler immer wieder inne, Kindheitserlebnisse werden wachgerufen, innere Stimmen treten ins Zwiegespräch», schreibt der Suhrkamp Verlag über das neue Werk des 80-jährigen Autors.

Ferdinand von Schirach und Sebastian Fitzek

Ferdinand von Schirach wurde mit seinen Erzählbänden («Verbrechen», «Schuld») international berühmt. Oft setzen sich seine Bestseller-Geschichten mit moralischen Fragen auseinander, sind von seiner Arbeit als Strafverteidiger inspiriert. Mit «Regen» bringt der 59-Jährige nun «eine ebenso mutige wie sehr persönliche Erzählung» heraus, die in der Form eines Theatermonologs gehalten ist, wie der Luchterhand Verlag informiert: «Ein Mann kommt durchnässt aus dem Regen in eine Bar – auf die Bühne – und denkt über Verbrechen und Strafen nach (…).»

Sebastian Fitzek hat wieder einen Psychothriller geschrieben. In «Die Einladung» schickt der 51-Jährige seine Leserinnen und Leser «auf einen alptraumhaften Trip in die winterlichen Alpen», schreibt der Droemer Knaur Verlag. Hauptfigur ist Marla Lindberg, die für ein Klassentreffen in ein abgelegenes Berghotel reist. Dort erwartet sie aber etwas ganz anderes, als sie dachte.

Juli Zeh und Elke Heidenreich mit Kinderbüchern

Juli Zeh veröffentlicht nicht nur extrem erfolgreiche Bestseller, sondern immer wieder auch Kinderbücher. Ihr neuestes hat die 49-Jährige zusammen mit der Juristin Elisa Hoven geschrieben. «Der war’s» spielt an einer Schule und thematisiert das Gerechtigkeitsempfinden von Kindern. Eine Gruppe Schüler will herausfinden, wer einem beliebten Mädchen das Pausenbrot gestohlen hat. Sie haben schnell jemanden in Verdacht und inszenieren sogar ein Gerichtsverfahren.

Ein Kinderbuch bringt auch Elke Heidenreich heraus. «Frau Dr. Moormann & ich» erzählt davon, «wie eine Autorin, ein eigenwilliger Mops und eine Botanikerin Freundschaft schließen», schreibt der Hanser Verlag. Im Zentrum steht Frau Dr. Moormann, die an allem herummeckert und mit den Nachbarn Streit anfängt. Dann aber bringt ein Mops eine neue Seite von ihr zum Vorschein.

Von Lisa Forster, dpa