Prinz George versucht sich neben seinem Vater Prinz William im Bogenschießen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: DANIEL LEAL/POOL AFP/AP/dpa)

Stand Kate nicht eben erst im blauen Kleid vor dem Krankenhaus? Umringt von Fotografen, die stundenlang vor dem Londoner St. Mary’s Hospital gewartet hatten? Damals hielt sie ein Neugeborenes im Arm, eingewickelt in eine Decke. Der kleine Prinz George war einen Tag vorher auf die Welt gekommen, am 22. Juli 2013 nämlich, und schon damals war klar – das Leben dieses Kindes wird wohl etwas anders verlaufen als das der meisten Mädchen und Jungs.

Die Geburt wurde offiziell mit einer Mitteilung vor dem Buckingham-Palast verkündet. Ein Schriftstück, von den Ärzten unterschrieben, auf einer goldenen Staffelei. Kann man natürlich beim nächsten Familienzuwachs auch mal ausprobieren. Wäre, nun ja, ungewöhnlich.

Mittlerweile auch mal mit Krawatte

Mittlerweile ist ein Jahrzehnt vergangen und einiges passiert. Zunächst bekam das Kind einen Namen – oder sogar drei. George Alexander Louis. An diesem Samstag (22. Juli) feiert Prinz George nun seinen zehnten Geburtstag. Schaut man sich Fotos von ihm an, sind durchaus Ähnlichkeiten zu seinem Vater Prinz William zu erkennen.

Fotos sind im Laufe der Jahre viele entstanden. Sehr oft war George darauf ausgesprochen ordentlich angezogen. Kniestrümpfe. Pulloverchen. Hemd. Mittlerweile auch mal Krawatte wie jüngst beim Besuch eines Tennisspiels in Wimbledon. Das sind eher ungewöhnliche Bilder für einen Jungen in dem Alter, sie zeigen aber auch einen offiziellen Ausschnitt seines Lebens.

George steht in der britischen Thronfolge an Platz zwei hinter seinem Vater Prinz William (41). Fragt man den Verfassungsrechtler Craig Prescott, was derzeit Georges Rolle in der Monarchie ist, hat er eine vergleichsweise simple Antwort. Eigentlich sei seine Rolle im Moment nur, ein Kind zu sein. «Und ich glaube, William und Catherine haben den Ansatz, ihm eine Kindheit zu geben, die so normal wie möglich ist.»

Er wird nicht mehr in einem Palast groß

Normal sei natürlich relativ, sagt Prescott, der an der Universität Bangor gearbeitet hat und nun ans College Royal Holloway der Universität London wechselt. Prescott setzt sich mit dem Königshaus auseinander und arbeitet an einem Buch zu «moderner Monarchie».

Dass das Aufwachsen in der royalen Familie ein Stück weit normaler geworden ist, macht Prescott etwa an der Schulbildung fest. Anders als noch Elizabeth II. werde George nicht zuhause unterrichtet, sondern gehe in die Schule. Die Familie, die in Windsor, westlich von London lebt, wohne auch nicht im königlichen Windsor Castle selbst, sondern in Adelaide Cottage auf dem Gelände des Schlosses – also eher in einem Haus als in einem Palast.

«Sein Leben ähnelt dem von anderen Kindern aus sehr reichen Familien», sagt Prescott. Aber es sei nicht mehr völlig abgeschottet wie früher. Natürlich sehe man aber, dass die Familie bei Events auftrete. Bei der Krönung seines Großvaters Charles III. war George zum Beispiel Ehrenpage.

Derzeit steht die Frage im Raum, an welche weiterführende Schule George gehen wird. Öfter fällt der Name «Eton», also die Eliteschule nahe Windsor, die auch William besuchte. Berichten der Zeitungen «Daily Mail» und «Mirror» zufolge könnte auch mit einer Tradition gebrochen werden – angeblich wird von George nicht mehr erwartet, dass er nach seiner Ausbildung zum Militär geht.

Die Zukunft der Monarchie steht in den Sternen

Wie wird sich die Monarchie verändern, bis George an der Reihe wäre? «Das ist die große Frage», sagt Prescott. Charles wolle die Monarchie verschlanken, das sei nun aber großteils eher zufällig passiert – mit dem Rückzug von Prinz Andrew (63), Prinz Harry (38) und dessen Frau Herzogin Meghan (41). Es gebe zunehmend Bedenken wegen der Kosten der Monarchie, der König habe aber bereits einen Schritt gemacht. Die große Frage sei nun die Nutzung der Schlösser und großen Anwesen.

Dass manche mit dem Tod von Elizabeth II. im vergangenen September eine Krise der Monarchie vorhersagten, hat sich nach Einschätzung Prescotts nicht erfüllt. «Ich glaube, es ist sehr wahrscheinlich, dass Prinz George eines Tages König sein wird», antwortet er auf eine entsprechende Frage.

Die Unterstützung für die Monarchie werde in Umfragen wahrscheinlich in bestimmten Momenten auch mal fallen, habe aber während der Regentschaft der Queen stabil um die 70 Prozent gelegen. Auch in den Krisenzeiten um Prinzessin Diana. Beobachten müsse man aber, wie sich das bei jüngeren Menschen entwickle – die 18- bis 25-Jährigen schienen weniger für die Monarchie zu sein, sagt Prescott. Das sei immer so gewesen, scheine nun aber nochmal eine neue Entwicklung zu sein.

Dass eine mögliche Regentschaft von George noch in weiter Zukunft liegt, lässt sich übrigens auch an einem anderen Detail festmachen. An den Souvenirshops in der Nähe des Buckingham Palace. Die Läden verkaufen allerhand royalen Klimbim, aber auf den ersten Blick findet sich nur eine Tasse, auf der neben der Queen, Charles und William auch George zu sehen ist. Fragt man nach Andenken zu dem Prinzen, schüttelt ein Verkäufer den Kopf. Der sei ja noch so jung.

Von Julia Kilian, dpa