Zehntausende Menschen säumen die Straßen Londons, um einen Blick auf das Königspaar in der Kutsche zu erhaschen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jordan Pettitt/PA Wire/dpa)

Prominente aus Politik, Showbusiness und Adel, Zehntausende Royal-Fans aber auch Protest gegen die Monarchie: Zur Krönung von König Charles III und Königin Camilla sind Hunderte geladene Gäste in der Westminster Abbey zusammengekommen. Zehntausende Menschen säumten die Straßen Londons, um einen Blick auf das Königspaar zu erhaschen und zeigten sich in Feierlaune. Doch es gab auch Protest von Monarchie-Gegnern. Mehrere Mitglieder der Gruppe Republic wurden festgenommen, wie Aktivisten mitteilten. Am Zeitplan änderte dieser Zwischenfall zunächst nichts: Pünktlich um 11.23 Uhr MESZ startete die Kutsche mit dem Königspaar bei leichtem Nieselregen vom Buckingham-Palast zur Westminster Abbey.

Dazu wurde eine Kurzfassung der Nationalhymne «God Save The King» gespielt. Das Paar legt die gut zwei Kilometer lange Strecke gezogen von sechs weißen Pferden in der Diamond Jubilee State Coach zurück. Das Paar soll um 11.53 Uhr (MESZ) an der Kirche ankommen, in der es dann gekrönt wird. Charles ist bereits seit dem Tod seiner Mutter am 8. September 2022 König. Die Krönung symbolisiert lediglich seine Amtsübernahme. Es ist die erste Krönung eines britischen Monarchen seit 70 und die erste eines Königs seit 86 Jahren.

Prominente Gäste

In der Westminster Abbey trafen unterdessen zahlreiche prominente Gäste ein. Unter ihnen waren der französische Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, der kanadische Premierminister Justin Trudeau, die ehemaligen britischen Premierminister Boris Johnson, Tony Blair und Liz Truss, US-First Lady Jill Biden, der US-Klimabeauftragte John Kerry und die Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Olena Selenska. Prinz Harry kam allein zu der Zeremonie, seine Frau Meghan blieb mit den beiden Kindern in den USA.

Auch Popstars wie Katy Perry und Lionel Richie waren zu Gast bei der Zeremonie. Beide sollten auch am Sonntagabend beim Krönungskonzert auf der Bühne stehen.

Die Länge der Krönungsprozession für König Charles III. beträgt nur rund ein Viertel der Strecke, die seine Mutter Queen Elizabeth II. vor 70 Jahren zurücklegte. Für die langsame Fahrt über 1,42 Meilen (2,3 Kilometern) von der Westminster Abbey zum Buckingham-Palast sind exakt 33 Minuten vorgesehen. Der «Königsprozession» genannte Hinweg folgt der gleichen Route und soll genauso lange dauern.

Verkürzte Prozession

Wenn der Gottesdienst in der Westminster Abbey am 6. Mai um 14.00 Uhr (MESZ) endet, werden der Monarch und Königsgemahlin Camilla mit der Goldenen Staatskutsche zunächst am Parlament vorbei auf die Straße Whitehall gefahren, die durch das Regierungsviertel Westminster zum Trafalgar Square führt. Vorbei an der berühmten Statue von Admiral Nelson geht es dann nach links durch den Triumphbogen Admiralty Arch auf die Prachtstraße The Mall, die entlang dem St. James’s Park zum Buckingham-Palast führt.

Die deutlich verkürzte Prozession soll die von Charles angestrebte Verschlankung der Monarchie widerspiegeln. Dennoch nutzten Monarchie-Gegner den Tag für Protest. Die Festnahmen wurden umgehend von Human Rights Watch scharf kritisiert. «Dies ist etwas, das man in Moskau erwarten würde, aber nicht in London», sagte die Chefin der britischen Niederlassung der Menschenrechtsorganisation, Yasmine Ahmed, am Samstag einer Mitteilung zufolge. «Friedliche Proteste erlauben es den Menschen, die Mächtigen zur Verantwortung zu ziehen. Das ist etwas, dem die britische Regierung offenbar zunehmend abgeneigt zu sein scheint.»

Kritik an der Polizei

Der Bürgerrechtler Peter Tatchell twitterte, die Polizei habe riesige Absperrungen errichtet, um Monarchie-kritische Transparente zu verdecken. «Das Recht auf friedlichen Protest unterdrückt. Schande!» Die Londoner Polizei hatte ein rigoroses Vorgehen gegen Menschen angekündigt, die aus ihrer Sicht die Krönung stören wollen.

Der Gottesdienst folgt jahrhundertealten Traditionen. Höhepunkte sind die Salbung des Königs mit geweihtem Öl, die wegen ihrer sakralen Bedeutung als einziger Moment nicht von Kameras erfasst wird, und bald darauf die Krönung selbst. Dabei setzt der Erzbischof dem Monarchen die schwere, goldene Edwardskrone aufs Haupt. Anschließend schwören der Geistliche sowie Thronfolger Prinz William Charles die Treue. Nach Charles wird in einer kürzeren Zeremonie auch Camilla gekrönt.

Wer einen guten Blick auf die Prozession haben wollte, musste bereits am frühen Morgen seinen Platz an der Prachtstraße The Mall sichern. Eine Frau rief aus den hinteren Reihen: „Wäre es wohl sehr dreist, sich weiter nach vorne durchzudrängeln? Oder wäre das nicht mit britischen Werten vereinbar?“

Die Londoner Familien Salisbury und Savident – bestens ausgestattet mit Picknickstühlen und Regenschutz und selbst zubereiteter Coronation Quiche – machten es sich einige Meter weiter gemütlich und gönnten sich kurz vor 8.00 Uhr am Morgen den ersten Sekt. Zwei Freundinnen – von oben bis unten in Union Jacks eingehüllt – konnte auch der angekündigte Regen nicht schocken. «Es ist ein britischer Feiertag, natürlich wird es regnen!»