Der Sänger und Musiker Udo Lindenberg steht neben seiner Freundin Tine Acke in der Hamburger Laeiszhalle. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Der Höhenflug von Panikrocker Udo Lindenberg geht weiter: Der Hamburger Musiker (76) ist mit dem Song «Komet» gemeinsam mit Deutschrapper Apache 207 in den Single-Charts so erfolgreich wie nie zuvor in seiner Karriere. Der vor mehr als zehn Wochen veröffentlichte Song ist der Plattenfirma Warner Music zufolge mittlerweile die am längsten an der Spitze der Deutschen Charts platzierte deutschsprachige Single seit 16 Jahren. «Ich bin geflasht, wir sind alle sehr geflasht», sagte Lindenberg in Hamburg.

Dabei sei er durchaus von dem Erfolg überrascht worden. «Das hat mich auch total überrascht, dass es so abgeht. Dass es abgehen würde, habe ich schon gedacht. Aber in dieser Dimension und mit dieser Power – der endlose Marathonflug dieses Kometen – das ist der totale Hammer, das ist absolut umwerfend», sagte Lindenberg der Deutschen Presse-Agentur und stimmte einen freudigen Jubelschrei an. Dabei sei die Zusammenarbeit mit Apache 207 eine «gewagte Konstellation» gewesen. «Aber eine, die voll funktioniert und die haben wir ja gebraucht.»

«Komet» ist laut Warner Music schon mehr als 100 Millionen Mal gestreamt worden. Das Lied mit Ohrwurm-Potenzial ist dabei auch die erste Nummer-1-Single Lindenbergs in seiner mittlerweile mehr als 50-jährigen Musikerkarriere. Mehr als 400 000 Mal ist die Single bereits verkauft worden – das gilt in der Branche als Platin-Status. Auch bei Warner Music ist die Freude entsprechend groß: «Wir wetten ganz stark, dass „Komet“ die Single des Jahres wird. Quartalssieger sind wir schon», sagte Co-Präsident Fabian Drebes dazu.

Überraschungserfolg

Bislang waren das MTV-Unplugged-Lied «Cello» (mit Clueso, Platz vier) und vor 40 Jahren der Ohrwurm «Sonderzug nach Pankow» (fünfter Platz) die bestplatzierten Songs des Panikrockers. Für den 25 Jahre alten Rapper Apache 207 ist es bereits der elfte Nummer-eins-Song.

Ein ähnlicher Überraschungserfolg wie nun mit «Komet» war Lindenberg bereits vor 15 Jahren mit dem Album «Stark wie Zwei» gelungen. Die Lieder dafür hatte er gemeinsam unter anderem mit Annette Humpe, Jan Delay, Silbermond und Helge Schneider geschrieben und gesungen. Das brachte ihm zum ersten Mal in seiner langen Laufbahn einen Spitzenplatz in den Albumcharts ein.

Seine Plattenfirma Warner Music Central Europe hatte Lindenberg und dessen großer Panikfamilie am Donnerstagabend in der Laeiszhalle in Anwesenheit den Platin-Status für «Komet» und für das Album «MTV unplugged 2» sowie Gold für das Album «Udopium» verliehen. Lindenberg nutzte den Abend, um seinen vielen Weggefährten zu danken und an die zu denken und zu erinnern, «die den Raum bereits gewechselt haben». Auch Jan Delay und Johannes Oerding standen mit auf der Bühne und feierten die Erfolge des Panikrockers.

Lindenberg bleibt Abenteurer

Apache 207 konnte am Abend nicht mit in Hamburg sein, schickte aber eine Video-Grußbotschaft. «Diese Nummer hat ein Ausmaß an Erfolg – das hat man sich gar nicht ausmalen oder erträumen können. Es ist unglaublich, was aus dieser Nummer entstanden ist», sagte der 25-Jährige, der zum Zeitpunkt der Verleihung in der Toskana war. «Der Nummer-1-Award ist keine Krone für deine Karriere, sondern allerhöchstens ein Ohrringchen. Eine Krone hattest du schon vorher. Und jetzt hast du halt noch zehn Ohrringe.»

Für Udo Lindenberg ist der Erfolg kein Grund, sich nun auf die faule Haut zu legen: «Wir machen ja immer Sachen, mit denen keiner rechnet. Ich bin ja wie ein Daniel Düsentrieb, der gern experimentiert und sich auf neue Abenteuer einlässt. Deswegen ist mein Job auch so spannend, weil ich Abenteurer bleibe und immer bereit bin für neue Sachen.»

Von Ruhestand ist der 76-Jährige deshalb auch weit entfernt, sagt er mit Nachdruck. «Rocker gehen ja nie in Rente. Udo bleibt am Start.» Der «Club der Hundertjährigen» sei für ihn eine völlig klare Sache. «Und demnächst gibt es auch Tickets für das Jahr 2046. Da werde ich 100. Das könnt ihr ja schonmal klar machen.»

Von Christiane Bosch, dpa