Die Zuschauer sehen auf einer großen Leinwand während der Platin-Party vor dem Buckingham-Palast Elizabeth II. beim Tee mit Paddington Bear. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Victoria Jones/PA/dpa)

Millionen Menschen auf der Welt, die an Elizabeth II. (1926-2022) denken, sehen dabei zum einen die echte Queen vor ihrem geistigen Auge, denken aber auch an Schauspielerinnen wie Helen Mirren oder Olivia Colman. Auch in der Pop- und Rockmusik spielte die Königin über Jahrzehnte eine Rolle, eine der berühmtesten Rock-Bands überhaupt trägt sogar den Namen Queen.

In der Netflix-Serie «The Crown» stellten bislang Olivia Colman und Claire Foy Elizabeth II. dar, Emma Thompson tat es im BBC-Kurzfilm «Walking the Dogs» (2012). Stella Gonet spielte die Queen im Diana-Film «Spencer» (2021), Sarah Gadon im Jugendfilm «A Royal Night – Ein königliches Vergnügen» (2015) und Helen Mirren im gefeierten Drama «Die Queen» (2006).

Stets die Fassung bewahrt

Was Elizabeth II. von den zahlreichen Produktionen hielt, in denen sie fiktiv Hauptdarstellerin war, einschließlich der viel besprochenen Netflix-Saga «The Crown», wurde nie öffentlich bekannt, da die Queen stets Fassung und Etikette bewahrte.

Die Queen selbst überraschte aber in den letzten Jahren mit Auftritten in kleinen Filmen etwa mit «007» Daniel Craig bei Olympia 2012 in London oder erst dieses Jahr mit Paddington Bär zu ihrem 70. Thronjubiläum. Nach Angaben des Sketch-Autors Frank Cottrell-Boyce hatte die Königin Spaß an den Dreharbeiten für diese Comedy-Clips. «Sie hat sich von sich aus gemeldet für die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele. Wir hätten nicht gedacht, dass sie das will», sagte Cottrell-Boyce der BBC. Sie habe sogar gefragt, ob sie etwas sagen dürfe. Das sei eigentlich gar nicht vorgesehen gewesen. Damals trat sie mit «James Bond»-Darsteller Craig auf. Im Sketch 2022, in dem sie sich mit Paddington Bär über Notfall-Marmeladenbrote austauscht, habe sie «richtig geschauspielert». «Sie hatte wirklich Spaß daran.»

«The Crown»

Serienfans sind gespannt auf Imelda Staunton, die ab der fünften Staffel der Netflix-Serie «The Crown» die Queen spielt. Die neuen Folgen der Serie, die mit ihrer feinfühligen Darstellung des Lebens der Queen auch der echten Königin ein globales Fanpublikum beschert hat, sollen im November verfügbar sein. In der anstehenden Staffel geht es wohl um die frühen 1990er Jahre, in denen sich die Beziehung von Prinz Charles und Lady Diana weiter verschlechterte.

Staunton (66) folgt Olivia Colman (48) und Claire Foy (38) in der Hauptrolle, die die Queen in jüngeren Jahren spielten. Seit sechs Jahren gibt es die Serie. Die je zehnteiligen Staffeln erschienen 2016, 2017, 2019 und 2020. Derzeit wird Staffel sechs gedreht, die wohl die letzte wird. Drehbuchautor Peter Morgan bezeichnet die Serie als «Liebesbrief an die Queen». Er habe im Moment «nur Schweigen und Respekt» für die Queen, teilte er nach deren Tod mit.

«Olympia»

Sogar mit James Bond stand die Queen vor der Kamera. Als sie gebeten wurde, in einem Kurzfilm zur Eröffnung der Olympischen Spiele 2012 in London mitzuwirken, soll sie begeistert gewesen sein. Statt den Agenten-Darsteller Daniel Craig mit den Worten «Guten Abend, James» zu begrüßen, hielt die Queen wohl die Formulierung «Guten Abend, Herr Bond» für «authentischer». In dem Film von Starregisseur Danny Boyle wird die Königin von Bond abgeholt. Zusammen mit 007 springt sie dann scheinbar per Fallschirm aus dem Hubschrauber und landet zur Eröffnungszeremonie im Londoner Olympia-Stadion.

Der langjährige Bond-Darsteller Craig zeigte sich «tief traurig» über den Tod der Queen: «Meine Gedanken sind bei der königlichen Familie, bei denen, die sie liebte, und bei all jenen, die sie liebten», sagte der 54-Jährige der britischen Nachrichtenagentur PA. «Sie hinterlässt ein unvergleichliches Vermächtnis und wird sehr vermisst werden.» Auch die Bond-Produzenten würdigten die Queen, deren Porträt in den 007-Filmen immer wieder zu sehen war, auf Twitter.

Der kleine Bär Paddington

Als überraschenden Beginn des Jubiläumskonzerts für die Queen am Buckingham-Palast in London wurde im Sommer 2022 ein Einspielfilm veröffentlicht, in dem der kleine Bär Paddington bei der Queen zu Gast ist. «Tee?», fragt die Königin den Bären, und Paddington schlürft aus der Kanne – für seine Gastgeberin bleibt nichts übrig. «Macht nichts», sagt sie, bevor die tapsige Filmfigur Sahnestückchen durch die edlen Räume des Palasts spritzt. Dann wird der Bär ernst: «Frohes Jubiläum, Ma’am», gratuliert er der Queen zu deren 70. Throngeburtstag. «Und Danke. Für alles.»

Die Queen wahrt wie immer die Contenance: «Das ist sehr freundlich», erwidert sie. Nebenbei kommt noch raus, dass der Bär immer ein Marmeladenbrot im Hut hat – für Notfälle. Die Queen verrät, dass sie auch stets eines dabei habe. «Ich habe meins hier drin», sagt die echte Elizabeth II. und zieht es lächelnd aus ihrer Handtasche. Die Sequenz mit der Queen wurde auf ihrer Residenz Schloss Windsor gedreht, die Kinderbuchfigur computertechnisch eingearbeitet. Nach dem Tod der Queen hieß es auf dem offiziellen Twitteraccount «@paddingtonbear»: «Thank you Ma’am, for everything.»

Die Queen

Neun Jahre nach dem tödlichen Unfall Prinzessin Dianas in Paris dreht Stephen Frears 2006 ein Drama über eine Monarchie in der Krise und die dramatischen Tage nach dem Todesfall. Das «The Queen»-Drehbuch stammt von Peter Morgan, der später auch die Netflix-Serie «The Crown» über die Königin und ihre Familie schrieb. Erzählt wird die Geschichte nach Dianas Unfall aus zwei Sichtweisen. Einmal aus dem Blickwinkel der Queen, zum anderen aus der Perspektive des damals frisch gewählten Premierministers Tony Blair.

«Die britische Königin Elizabeth II. erregt durch ihre Haltung nach dem Tod ihrer Schwiegertochter Prinzessin Diana den Unmut der Öffentlichkeit», schrieb das «Lexikon des internationalen Films». «Der Film will das Menschliche hinter der Fassade der scheinbar unnahbaren Regentin erfahrbar machen, was ihm vor allem dank der faszinierenden Hauptdarstellerin durchaus gelingt.» Helen Mirren wurde bei den Oscars 2007 als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

Sex Pistols

1977 sorgte die berüchtigte Punkband Sex Pistols mit ihrer Single «God Save The Queen» für einen Skandal in Großbritannien. Nicht zufällig wurde der Song genau eine Woche vor dem silbernen Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. veröffentlicht. Mit Textzeilen wie «Gott schütze die Königin!/das faschistische Regime!» oder «Gott schütze die Königin!/sie ist kein menschliches Wesen» provozierten die Sex Pistols gezielt. Auch wenn Frontmann John Lydon aka Johnny Rotten und seine Bandkollegen nicht allzu viel von der Monarchie hielten – Hass empfanden sie nicht. Vielmehr handelte es sich um eine gezielte Provokation zu Werbezwecken.

«Niemand sollte diese Menschen hassen», bekräftige Lydon 2021 im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in London und nahm die Royals gegen Anfeindungen in Schutz. «Die haben nicht darum gebeten, (in diese Rolle) geboren zu werden. Niemand hat das.» Nach dem Tod der Queen schrieb Lydon auf dem Instagram-Account seiner Band PiL: «Ruhe in Frieden, Königin Elizabeth II.» Dazu veröffentlichte er ein Porträt der Queen aus dem Jahr 1977, das die Sex Pistols für das Cover ihrer berüchtigten Single teilweise mit Schriftzügen entstellt hatten – dieses Mal gab es daran keine Veränderungen.

The Smiths

Die britische Band The Smiths um den motzigen Frontmann Morrissey betitelte 1986 einen Song «The Queen Is Dead» (Die Königin ist tot). Den Song mit der klar monarchiekritischen Botschaft hat Morrissey zusammen mit Gitarrist Johnny Marr geschrieben. Vor allem die Strophe über «den Kopf in einer Schlinge» und «es klingt nach einer wunderbaren Sache» sorgte für Kontroversen. Morrissey verwies allerdings darauf, dass die «alte Queen» auch er selbst sein könne. The Smiths trennten sich 1987. Morrissey und Marr äußerten sich aber auch danach gelegentlich kritisch über die britische Monarchie.

Queen

Als Freddie Mercury seinen Bandkollegen Brian May und Roger Taylor 1970 den Bandnamen Queen vorschlug, sollen der Gitarrist und der Schlagzeuger skeptisch reagiert haben. Doch der Sänger überzeugte sie von dem Namen, der der Gruppe eine große Aura verlieh. Ob Mercury, der bei Queen-Konzerten gern mal Krone und Königsmantel trug, direkt von Elizabeth II. inspiriert wurde, ist zwar unklar. Aber für ihr viertes Studioalbum nahmen Queen eine gitarrenbasierte Instrumentalversion der Hymne «God Save The Queen» auf. Beim Konzert zum 50. Thronjubiläum im Jahr 2002 spielte Queen-Gitarrist May die Hymne sogar auf dem Dach des Buckingham-Palastes.

Von Philip Dethlefs und Gregor Tholl, dpa