Der US-Jazzpianist Chick Corea ist tot. Der mehr als 20-fache Grammy-Gewinner sei bereits am Dienstag mit 79 Jahren an einer seltenen Krebs-Erkrankung gestorben.
Dies wurde auf Coreas offizieller Facebook-Seite sowie seiner Webseite mitgeteilt. Auch der US-Radiosender NPR berichtete unter Berufung auf eine Quelle in Coreas Produktionsfirma.
«Er war ein geliebter Ehemann, Vater und Großvater und für so viele ein großartiger Mentor und Freund. Durch seine Arbeit und die Jahrzehnte, die er damit verbracht hat, die Welt zu bereisen, hat er das Leben von Millionen Menschen berührt und inspiriert», hieß es.
In der Stellungnahme wurde auch eine letzte Botschaft Coreas übermittelt: Die Welt brauche mehr Künstler, wurde er darin zitiert. Er dankte seinen Weggefährten. Und weiter: «Meine Mission war es immer, die Freude am Gestalten zu bringen, wo immer ich konnte, und dies mit all den Künstlern zu tun, die ich so sehr bewundere – das war der Reichtum meines Lebens.»
Nachdem der als Armando Anthony Corea geborene Sohn eines Trompeters und Bassisten bereits mit vier Jahren am Klavier gesessen und früh Unterricht genossen hatte, spielte er in jungen Jahren mit Saxofonlegende Stan Getz und Dizzy Gillespie zusammen. Beeinflusst wurde er sowohl von Herbie Hancock und Thelonious Monk als auch von lateinamerikanischen Rhythmen. Star-Trompeter Miles Davis erkannte Coreas Talent und nahm ihn statt Hancock mit auf Tour – mit dem Corea später allerdings auch noch eine Welttournee hinlegen sollte.
Als seien all diese Namen nicht genug, begann Corea musikalisch auch Ausflüge in andere Genres, etwa im brasilianisch angehauchten Album «Light as a Feather», auf dem er mit «500 Miles High» und «Spain» brillierte. Ob mit E-Gitarrist Bill Connors, Flamenco-Klängen im Album «My Spanish Heart» oder seinem rockigen Elektro-Jazz der 80er und 90er Jahre: Während Coreas Finger über die Tasten schwebten, verwandelte sich sein Jazz in ein musikalisches Kaleidoskop. Nicht umsonst taufte er sein 1992 gegründetes Label «Stretch Records», das Grenzen dehnen und Kreativität anstelle von Genres stellen sollte.
Publikum wie Kritiker faszinierte, dass dem Lockenkopf selbst die vielseitige und wandelbare Musikrichtung des Jazz offenbar nicht genug Raum ließ. Hinzu kam eine unverkennbare Liebe zum Spiel über fünf Jahrzehnte, in denen Corea als Bandleader und Solist mehr als 100 Alben veröffentlichte. Wie verbunden er der Musik war, zeigte sich schon daran, dass er nach einem gelungenen Konzert oft stundenlang allein weiterspielte, anstatt sich an einer Bar unters Volk zu mischen.
Den gern kolportierten Gegensatz von klassischer Musik und Jazz verkehrte Corea mit seinem Spiel oft ins Gegenteil, etwa mit seinem Album «The Mozart Sessions», das er mit Bobby McFerrin und dem Saint Paul Chamber Orchestra aus Minnesota aufnahm. Unvergessen dürfte die Aufführung seines zweiten Klavierkonzerts «The Continents» im Wiener Mozartjahr 2006 bleiben.