Siegfried Fischbacher ist im Alter von 81 Jahren gestorben. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jörg Carstensen/dpa)

Als «Siegfried & Roy» waren sie umjubelt. Der gebürtige Rosenheimer Siegfried Fischbacher und sein aus Nordenham bei Bremen stammender Partner Roy Horn hatten sich mit ihrer Show am Strip von Las Vegas – einem explosiven Mix aus Zauberei, Illusionen und exotischen Tieren – einen Traum erfüllt.

Der nahm im Oktober 2003 ein jähes Ende, als der Dompteur Horn von dem weißen Tiger Montecore angefallen und lebensgefährlich verletzt wurde, vor den Augen von mehr als 1500 entsetzten Zuschauern.

Der tragische Unfall zwang die vielfach preisgekrönten «Meister
des Unmöglichen» in den vorzeitigen Ruhestand. Der fünf Jahre ältere Fischbacher wurde plötzlich zum Betreuer und zur Stütze des halbseitig gelähmten Tierbändigers. Dessen Ärzte sprachen von einem «Wunder», dass er die schweren Verletzungen überhaupt überlebte. Horn starb schließlich vor wenigen Monaten an Covid-19. Nun folgte ihm Fischbacher, der am Mittwoch mit 81 Jahren einem Krebsleiden erlag.

«Er war zu Hause in Las Vegas», sagte Fischbachers Schwester der dpa. Sie habe ihn noch angerufen. «Ich konnte mit ihm noch beten und ihm sagen, dass ich mit meinen Herzensgedanken immer bei ihm bin.» Nach dem Gespräch habe er sich hingelegt und sei dann eingeschlafen.

Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März (CSU) würdigte Fischbacher als heimatverbundenen Menschen mit Bodenhaftung. «Auch in der Glitzerwelt des internationalen Show-Business, wo Siegfried ja wirklich ein ganz Großer war, hat er seine Rosenheimer Wurzeln nie verleugnet, sondern – ganz im Gegenteil – stets gepflegt», sagte März am Donnerstag.

Gemeinsame öffentliche Auftritte des ehemaligen Magier-Duos waren in den Jahren zuvor selten geworden. Horn war seit dem Unfall auf eine Gehhilfe oder einen Rollstuhl angewiesen. Im November 2017 reisten sie allerdings noch zusammen nach Deutschland. In seiner bayerischen Heimat traf Fischbacher seine jüngere Schwester, eine Nonne, und seinen noch in Rosenheim lebenden älteren Bruder.

Seiner Geburtsstadt war Fischbacher immer verbunden geblieben. 2010 war er als Ehrengast zur Eröffnung der Landesgartenschau angereist. «Ich bin hier aufgewachsen», bekannte er sich zu seinen Wurzeln, «und darauf immer sehr stolz gewesen.» In einer Mischung aus oberbayerischem Dialekt und Deutsch mit englischem Akzent fügte er hinzu: «I bin an Rosenheimer.»

Fischbacher wurde am 13. Juni 1939 in Rosenheim geborene und lernte dort schon als Junge die ersten Zaubertricks. Nach dem Schulende jobbte er in einem Hotel am Gardasee, bevor er als Schiffssteward auf der «TS Bremen» anheuerte und bald mit magischen Tricks zum Entertainer der Passagiere avancierte. Dort lernte er den Tierliebhaber Roy Horn kennen, der von Siegfrieds Zauberkünsten fasziniert war.

Statt Kaninchen aus dem Hut zu zaubern, regte Roy an, seinen an Bord versteckten Geparden in die Nummer einzubauen. Das Duo brachte fortan immer mehr exotische Tiere auf die Bühne. Zusammen tingelten sie mit Zauber- und Tiertricks durch kleinere Theater, bis ihnen 1966 in Monaco mit einer Galavorstellung beim Fürstenpaar Rainier und Gracia Patricia der internationale Durchbruch gelang.

1967 kamen sie nach Angaben ihres Deutschland-Managements erstmals
nach Las Vegas, ab 1970 waren sie dort drei Jahre im Stardust zu
sehen. 1988 handelten sie mit dem Mirage-Hotel den bis dahin dicksten Millionen-Deal in der Geschichte der Kasinostadt aus. Mit ihren seltenen weißen Tigern und anderen Raubkatzen hielt das Duo Millionen Fans in Atem, bis zu der Attacke von Montecore am 3. Oktober 2003.

Schon wenige Tage nach dem grausigen Vorfall hatte Fischbacher den weißen Tiger in Schutz genommen. Montecore habe Roy nicht töten, sondern ihm vielmehr helfen wollen, sagte der Magier beim legendären US-Talker Larry King. Als Roy auf der Bühne ausrutschte, habe der Tiger ihn am Hals gepackt und hinter den Bühnenvorhang gezogen, um ihn an einen sicheren Ort zu bringen, beschrieb Fischbacher den Vorfall.

Auch Horn gab der Raubkatze keine Schuld, im Gegenteil. Nach Montecores Tod im Jahr 2014 schrieb der Dompteur auf Facebook, sein «geliebter 17 Jahre alter weißer Tiger, Freund und Bruder» sei gestorben. Ihren Alterssitz «Little Bavaria» am Stadtrand von Las Vegas hatten die Illusionisten zu einem exotischen Dschungelpalast ausgebaut. Auf dem riesigen Anwesen lebten sie mit zahlreichen Raubkatzen und anderen Tieren zusammen.

Nach dem Tod von Roy im Mai 2020 sprach Fischbacher davon, seinen besten Freund verloren zu haben. Der «Bild am Sonntag» sagte er, dass Roy noch immer bei ihm sei. «Ich werde beim Abendessen weiterhin für ihn decken lassen, so wie es immer war. Ich bin nicht allein.»

Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten, Von Barbara Munker, dpa