König Charles III. und seine Frau Camilla in der Westminster Hall. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Stefan Rousseau/PA Pool/AP/dpa)

Tausende Schottinnen und Schotten sind am Montag nach Edinburgh gekommen, um Abschied von der gestorbenen Queen Abschied zu nehmen.

Bevor König Charles III. und seine Frau Camilla nach Schottland flogen, nahmen sie am Morgen in einer Zeremonie in London die Beileidsbekundungen des britischen Parlaments entgegen. Die beiden wurden von den Parlamentariern des Unter- und des Oberhauses in der Westminster Hall empfangen, wo von Mittwoch an der Sarg mit Elizabeth II. aufgebahrt werden soll.

Mit mehrstündigem Vorlauf sicherten sich Bürger in Edinburgh Plätze an der Royal Mile, um am Nachmittag die Prozession mit dem Sarg vorbeiziehen zu sehen. Während am Sonntagabend noch heftiger Regen in Edinburgh niederging, schien am Montag die Sonne.

Prozession und Gottesdienst

Charles (73) und Camilla (75) kamen am Nachmittag an. Der König will den Leichenzug anführen, der von der königlichen Residenz, Palace of Holyroodhouse, in die St.-Giles-Kathedrale führt. Medien zufolge wollen Charles und weitere Mitglieder des Königshauses den Weg durch die Altstadt von Edinburgh zu Fuß zurücklegen.

Die Royals nehmen dann an einem Gottesdienst teil. Anschließend haben die Schotten für 24 Stunden die Möglichkeit, in der Kirche von der Queen Abschied zu nehmen.

Prinz Harry würdigt Queen als «Kompass»

Queen-Enkel Prinz Harry würdigte seine gestorbene Großmutter Elizabeth II. als «Kompass» und Vorbild für Dienst und Pflichterfüllung. «Ihre unerschütterliche Anmut und Würde blieben ihr ganzes Leben lang über und sind jetzt ihr ewiges Vermächtnis», schrieb Harry in einer Mitteilung, die am Montag auf der Seite seiner Stiftung Archewell veröffentlicht wurde.

Seinem Vater versicherte der 37-Jährige seine Unterstützung. Die Beziehung zwischen Harry und seinem Vater sowie seinem Bruder Prinz William gilt als schwer belastet. Harrys Ankündigung, Charles in seiner neuen Rolle zu ehren, könnte eine Friedensgeste bedeuten.

Charles‘ Reise nach Schottland, bei der er auch die dortige Regierungschefin Nicola Sturgeon empfangen und im schottischen Parlament Beileidsbekundungen entgegennehmen will, ist Teil der sogenannten «Operation Spring Tide», die Besuche von Charles als neuem König in allen vier britischen Landesteilen vorsieht. Am Dienstag ist Nordirland an der Reihe.

Zwei Millionen zur Totenwache in London erwartet

Für Dienstag ist außerdem die Überführung des Leichnams der Queen per Flieger nach London geplant, wo die Gestorbene für mehrere Tage aufgebahrt werden soll. Am Mittwoch führt König Charles den Leichenzug durch die britische Hauptstadt an, der vom Buckingham-Palast zum Parlament führt. Dort wird der Sarg auf einem als Katafalk bezeichneten Gerüst in der Westminster Hall ab 17 Uhr (Ortszeit) aufgebahrt. Zur Totenwache werden Hunderttausende Menschen erwartet. Ein konservativer Abgeordneter sprach sogar von bis zu zwei Millionen Menschen.

Bis zum Tag des Staatsbegräbnisses hat die britische Öffentlichkeit die Möglichkeit, ihrer Königin einen letzten Besuch abzustatten und sich zu verabschieden. Das Staatsbegräbnis, zu dem für Deutschland auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anreisen will, ist für Montag, den 19. September, angesetzt. Die Briten erhalten dafür einen extra Feiertag. Bis dahin gilt Staatstrauer, offizielle Veranstaltungen und der parlamentarische Betrieb sind ausgesetzt.

Neuseeland ruft einmaligen Feiertag aus

Die neuseeländische Regierung hat derweil den 26. September zum einmaligen Feiertag erklärt. Genau eine Woche nach dem Staatsbegräbnis der Queen will der Pazifikstaat damit der Monarchin gedenken. In der Kathedrale der Hauptstadt Wellington werde ein Gottesdienst stattfinden, der auch im Fernsehen übertragen werde, kündigte Ministerpräsidentin Jacinda Ardern an. Neuseeland ist Teil des Commonwealth. Einen Tag nach den Proklamationszeremonien in London war Charles III. am Sonntag auch in Neuseeland offiziell zum neuen Staatsoberhaupt ernannt worden.

Eine repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Yougov ergab, dass in Deutschland die Trauer um die Queen nur bei einem Teil der Menschen auf Interesse stößt. 42 Prozent der Befragten gaben an, die Trauertage und das Staatsbegräbnis für die Queen in den Medien verfolgen zu wollen. Ebenfalls 42 Prozent planten, das nicht zu tun. 15 Prozent machten keine Angabe. Befragte ab 55 Jahren und Frauen wollten demnach die mediale Berichterstattung eher verfolgen.

Von Christoph Meyer, Larissa Schwedes und Benedikt von Imhoff, dpa