Jurypräsidentin Julianne Moore gibt fleißig Autogramme. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Vianney Le Caer/Invision/AP/dpa)

Mit Gedanken von Jury-Präsidentin Julianne Moore zur Zukunft des Kinos und einem großen Netflix-Film im Fokus sind die Filmfestspiele Venedig eingeläutet worden.

Die offizielle Eröffnung ist am Mittwochabend mit dem Wettbewerbsbeitrag «White Noise» von Noah Baumbach. Die Hauptdarsteller Adam Driver und Greta Gerwig gehören zu Stars auf dem roten Teppich vor dem Palazzo del Cinema.

Hillary Clinton auf dem roten Teppich

Völlig überraschend ist auch die frühere US-Außenministerin Hillary Clinton zur Eröffnungsfeier gekommen. Fans am Rande des Palazzo del Cinema riefen begeistert ihren Namen, strahlend posierte die 74-Jährige für Fotos.

Am Mittag sprach Julienne Moore bereits über ihre Rolle als Jury-Präsidentin und das Kino im allgemeinen. Auf ihre Aufgabe als Vorsitzende der Jury angesprochen, scherzte sie: «Zunächst einmal muss sich jeder gleich anziehen. Das ist meine Regel.» Im Ernst, so die 61-Jährige: Die Aufgabe empfinde sie als große Ehre. «Das erste Mal, als ich nach Venedig kam, habe ich in einer amerikanischen Seifenoper gespielt. Das war 1986. Wenn ich damals gewusst hätte, dass ich die Vorsitzende der Jury sein werde, wäre ich in den Kanal gefallen.»

23 Wettbewerbs-Filme muss sich Moore nun gemeinsam mit den anderen sechs Jury-Mitgliedern ansehen, bevor am 10. September der Hauptpreis des Festivals, der Goldene Löwe, vergeben wird. Darunter ist der Eröffnungsfilm «White Noise».

Am Nachmittag sprach Regisseur Baumbach über seinen Film. Die schwarze Komödie erzählt von Jack Gladney (Adam Driver) und seiner Familie, deren Leben nach einem Chemieunfall in ihrer Stadt aus den Fugen gerät. Die Geschichte beruht auf einem Roman von Don DeLillo. Sowohl Jack als auch seine Frau Babette (Greta Gerwig) sind vereinnahmt von Gedanken an den Tod. Nach einem Chemieunfall fällt es den beiden und ihren Kindern schwer, an verlässliche Informationen zu kommen.

Drei Netflix-Produktionen im Wettbewerb

Eine Geschichte über eine plötzlich einbrechende Naturkatastrophe und die damit einhergehende Fehlinformation – obwohl der Roman bereits 1985 erschienen ist, wirkt das sehr aktuell. DeLillos Geschichte habe sich bekannt angefühlt, sagte Baumbach am Mittwoch. «Als ich es nochmal gelesen habe – zufällig parallel zur ausbrechenden Pandemie – konnte ich nicht glauben, wie relevant es ist, und wie sehr es sich nach dem Jetzt anfühlte.»

«White Noise» ist eine der Netflix-Produktionen im Wettbewerb der diesjährigen Filmfestspiele in Venedig. Daneben laufen vom Streaming-Anbieter auch das Biopic «Blonde» über Marilyn Monroe (Regie: Andrew Dominik), «Bardo» von Alejandro G. Iñárritu und «Athena» von Romain Gavras.

Dass Streaming-Anbieter immer prominenter auf Filmfestivals werden, stört Julianne Moore indes nicht. «Ich habe das Gefühl, dass die Diskussion über die Zukunft des Kinos am Ende oft eher die kommerzielle Seite betrifft, dass sie sehr geschäftsorientiert ist», sagte sie.

«Für mich ist am wichtigsten, was erschaffen wird. Was wir weiterhin kreieren.» Es werde immer wieder andere technische Übertragungswege von Kunst geben: «Wie wir leben, wie sich die Welt entwickelt, verändert sich permanent. Aber Kunst verändert sich nicht. Sie ist konstant. Menschen werden immer Geschichten erzählen, und Menschen werden immer neue Wege finden, Geschichten zu erzählen.»