Colson Whitehead beim Literaturfestival lit.Cologne 2014. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rolf Vennenbernd/dpa)

Eigentlich habe er sich vorgenommen, immer abwechselnd ein ernsteres und dann wieder ein lockereres Buch zu schreiben, sagte Colson Whitehead jüngst der «New York Times».

«Aber ich habe mich dann verpflichtet gefühlt, „Die Nickel Boys“ zu schreiben.» Die auf einer wahren Begebenheit beruhende, erschütternde Geschichte zweier afroamerikanischer Jungen in einer Besserungsanstalt gewann im vergangenen Jahr den Pulitzer-Preis – wie auch 2017 sein zuvor erschienener Sklaverei-Roman «Underground Railroad».

Jetzt war aber doch endlich wieder Zeit für ein lockeres Buch: Das jüngst auf Deutsch erschienene – und leider oft recht holprig übersetzte – Werk «Harlem Shuffle» ist Whiteheads erster Krimi. «Ich wusste, dass es im Krime-Genre mehr Platz für Witze gibt. Mehr Platz zum Spielen. So konnte ich meinen Humor mal wieder ein bisschen ausleben.»

Whitehead erfindet sich neu

Rund ein Dutzend Bücher hat der 1969 in New York geborene Whitehead schon geschrieben, Literatur und Sachbücher, und neben den beiden Pulitzer-Preisen auch noch zahlreiche andere Auszeichnungen gewonnen. Mit «Underground Railroad», das gerade auch von Oscar-Gewinner Barry Jenkins als Serie verfilmt wurde, und «Nickel Boys» gelang ihm in den vergangenen Jahren endgültig der internationale Durchbruch. Mit seinem ersten Krimi beweise Whitehead nun wieder einmal, dass er ein «Meister der Neuerfindung» sei, urteilte die «Washington Post».

Im Mittelpunkt des Krimis steht Ray Carney, der im Harlem der 1960er Jahre eigentlich nur einen Möbelladen betreiben und ein guter Ehemann und Vater sein will – aber dann doch immer wieder und nicht ganz unschuldig in Verbrechen hineingezogen wird. Als Krimi ist «Harlem Shuffle» spannend und gut geschrieben – das Buch habe aber doch auch noch einen «ernsten historischen Hintergrund», wie die «New York Times» schreibt: «Die kleinen Veränderungen in Harlem zu zeigen und die Aussichten schwarzer Menschen im Norden der USA in den 1960er Jahren».

Er arbeitet an der Fortsetzung

Erste Kritiken haben «Harlem Shuffle» bereits mit überschwänglichem Lob überschüttet: Als «fabelhaft» beschrieb es der US-Radiosender NPR und der «Guardian» als «umwerfend». Whitehead habe damit die Grenzen und Erwartungen an das Genre erweitert. Der Schriftsteller sei und bleibe ein «amerikanischer Meister», urteilte die «New York Times».

Whitehead sitzt unterdessen schon an einer Fortsetzung. Er arbeite immer noch daran, herauszufinden, welche Frage er mit dem Buch beantworten wolle, sagte der Autor jüngst dem US-Moderator Ezra Klein in dessen Podcast. «Also mache ich weiter. Ich arbeite an einem zweiten Buch mit Ray Carney als Hauptdarsteller, es spielt im New York der 70er Jahre. Und wenn ich die Geschichte beendet habe, dann weiß ich hoffentlich, wo ich damit hin wollte.»

Colson Whitehead: Harlem Shuffle, Hanser Literaturverlage, ISBN: ‎978-3446270909

Von Christina Horsten, dpa